Dr. Ignaz, Hermann Körner

Geburtsdatum: Samstag, 10 Dezember, 1881

Religionsbekenntnis: Mosaisch

Geburtsort:
Prerov, Tschechische Republik
(Prerau, Österreich-Ungarn)

Beruf:
Zahnarzt, Betreiber eines Reisebüros

Vereine als Funktionär:
ÖFB, Vizepräsident /Präsident-Stellvertreter
1922
SC Hakoah, Präsident
1921 (?), 1922, 1923, 1925 - Oktober 1927
SC Hakoah, Sonstiges
Delegierter zur Makkabitagung
SC Hakoah, Vizepräsident /Präsident-Stellvertreter
1912, 1920
Verband der der jüdischen Turn- und Sportvereine

Biografie:

Der 1881 in Mähren geborene Ignaz Hermann Körner absolvierte in Wien ein Medizinstudium, bei dem er durch jüdische Studentenverbindungen auch mit Konzepten des "Muskeljudentums" und der jungen Sportbewegung in Berührung kam. Körner gilt als die treibende Kraft hinter der Gründung des SC Hakoah im Jahr 1909 und engagierte sich von 1919 bis 1928 als Präsident des zionistischen Sportvereins. Eng mit dieser Funktion war auch seine Tätigkeit im Verband der Jüdischen Turn- und Sportbewegung und im Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) verbunden. Nebenbei verfasste Körner kulturhistorische Texte, etwa zur Geschichte der Musikstadt Wien.

Beruflich war Körner als Zahnarzt tätig, doch auch bei seiner medizinischen Arbeit gab es Verbindungen zum Sport: So gehörte Körner in den 1920er Jahren einem sportärztlichen Komitee des ÖFB an. Körner sah Sport als wesentliches Mittel der körperlichen Ertüchtigung und Bewusstseinsbildung der jüdischen Jugend, setzte aber zudem auf die Öffentlichkeitswirksamkeit der professionellen Fußballmannschaft der Hakoah. In seine Amtszeit als Hakoah-Präsident fallen die spektakulärsten Erfolge der Fußballsektion: der 5:0-Sieg gegen die englische Mannschaft West Ham United im Jahr 1923 und der Gewinn der ersten österreichischen Profimeisterschaft in der Saison 1924/1925.

In der Folge reiste die Mannschaft der Hakoah unter Körners Leitung zweimal in die USA. Während die erste Tournee im Jahr 1926 sportlich, finanziell und von ihrer Werbewirksamkeit als großer Erfolg betrachtet wurde, brachte die zweite (1927) den Verein in große Schwierigkeiten. Der finanzielle Erfolg blieb aus und viele Spieler verließen die Hakoah, um bei amerikanischen Vereinen zu spielen. Die Hakoah stieg in der Folge in die zweite Liga ab. Körner übernahm die Verantwortung und trat als Hakoah-Präsident zurück. Er bezeichnete den professionellen Sport als Irrweg, der nicht mit den Idealen zionistischer Körperkultur vereinbar sei. Trotzdem blieb die Hakoah bis zu ihrer gewaltsamen Zerschlagung durch den Nationalsozialismus dem professionellen Fußball treu. Körner mischte dabei nicht mehr in der ersten Reihe mit, war aber weiterhin eine wichtige Person des Zionismus in Wien. Ab 1932 saß Körner für die "Zionistische Liste" im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Auch das Reisebüro "City", das Körner ab 1930 betrieb, passte dazu: Es legte einen Schwerpunkt auf Reisen nach Palästina, etwa als Vertreter des "Palästina & Orient Lloyd"[1]. So bot Körner Purim- und Pessach-Reisen von Triest nach Palästina an. Im Jahr 1938 überschnitten sich die Reisetermine (9. März bzw. 6. April) mit dem "Anschluss". So wurde diese Tätigkeit Körners für jüdische Wienerinnen und Wiener zu einer existenziellen Angelegenheit.

Im Oktober 1938 wurde Palästina für Körner selbst zum rettenden Exil. In Palästina verfasste Körner ein umfangreiches Manuskript über jüdischen Sport und jüdische SportlerInnen in Wien, das im Jahr 2008 in einer von Marcus G. Patka editierten Version im Mandelbaum Verlag erschienen ist.

Quellen
WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Dr. Ignaz H. Körner
Bundespolizeidirektion Wien, Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Vereinsakt SC Hakoah

Literatur
Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/Spitaler Georg [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin: de Gruyter 2018
Ignaz Hermann Körner: Lexikon jüdischer Sportler in Wien. 1900−1938. Herausgegeben von Marcus G. Patka. Wien: Mandelbaum 2008

Karl Haber: Kleine Chronik der Hakoah Wien, Teil 1: 1909−1938. In: Jüdisches Museum der Stadt Wien [Hg.]: Hakoah. Ein jüdischer Sportverein in Wien 1909−1995. Wien: Der Apfel 1995, S. 23−30.
John Bunzl [Hg.]: Hoppauf Hakoah. Jüdischer Sport in Österreich. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Wien: Junius 1987

Einzelnachweise
Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, Band 1 (1935) 659. Im Lehmann erscheint unter Körners Namen das Reisebüro im Jahr 1930 zum ersten Mal. Es organisierte auch Reisen ohne Palästina-Bezug, etwa zum Fußball-Länderspiel Österreich gegen England in London, siehe Salzburger Chronik, 21.11.1932, S. 6

Dieser Text ist auch auf "Wien Geschichte Wiki" einer historischen Wissensplattform der Stadt Wien abrufbar: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ignaz_Hermann_Körner