KR Alexander, Wilhelm Neumann

Geburtsdatum: Donnerstag, 3 Mai, 1860

Religionsbekenntnis: Mosaisch, Protestantisch

Geburtsort:
Wien, Österreich
(Wien, Österreich-Ungarn)

Beruf:
Kaufmann

Vereine als Funktionär:
First Vienna Football Club, Geschäftsführender Vizepräsident / Obmann / Vorsitzender
Vizepräsident (1920, 1921, 1925, 1927-1929, 1931)

Biografie:

Alexander Neumann, * 3. Mai 1860 Wien, † Mai 1936 Wien Unternehmer, Sportfunktionär

19., Grinzinger Allee 17

Alexander W. Neumann wurde am 3. Mai 1860 in Wien als siebentes und jüngstes Kind des jüdischen Textilunternehmers David Neumann geboren. Die Familie war durch Seidenhandel zu Wohlstand gekommen. Alexander Neumann selbst war er als Schuhfabrikant und Pelzhändler unternehmerisch tätig. Anders als seine Geschwister konvertierte er (im Jahr 1906) vom mosaischen Glauben zum Protestantismus. Ein Zusammenhang mit der kurz darauf erfolgten Heirat mit der Nichtjüdin Johanna Julie Pfanhauser scheint naheliegend.
Im Jahr 1924 wurde Alexander Neumann Präsidentenamt des First Vienna Football Club, im gleichen Jahr wurde im Wiener Fußballbetrieb der Professionalismus eingeführt. Ein möglichst hohes Budget sicherzustellen wurde dadurch für die Vereine zentral. Neumann verstand sich darauf; er versuchte seinem Verein auch auf ungewöhnlichen Wegen zu Einnahmen zu verhelfen. In Neumanns Zeit als Vienna-Präsident fällt etwa die Nutzung der Vereinssportanlage Stadion Hohe Warte für spektakuläre Großveranstaltungen abseits des Fußballs – etwa Open-Air-Opernaufführungen, der Boxkampf des französischen Superstars Georges Carpentier gegen den Briten Arthur Townley oder ein Antreten des legendären finnischen Langstreckenläufers Paavo Nurmi.

Unter seinem Spitznamen "Heilala" war der Sportfunktionär eine öffentliche Figur und häufig Objekt der Berichterstattung und als durchaus streitbare Persönlichkeit nicht selten im Mittelpunkt öffentlicher Auseinandersetzungen. Als Konvertit wurde er vom Hakoah-Präsidenten Ignaz Hermann Körner als Verräter an der jüdischen Sache bezeichnet, gleichzeitig sah er sich antisemitischen Angriffen ausgesetzt.

Die sportlichen Erfolge seiner Präsidentschaft – und unmittelbar danach – können sich jedenfalls sehen lassen: So gewann die Vienna 1929 und 1930 ihre ersten beiden österreichischen Cuptitel, feierte 1931 die erste Meisterschaft und im gleichen Jahr den Gewinn des prestigeträchtigen internationalen Mitropa-Pokal. 1933 folgte die zweite Meisterschaft und 1937 der dritte Cupsieg.
 
Anfang Mai 1936 starb Kommerzialrat Alexander Neumann an den Folgen eines Straßenbahnunfalls. "Einen ewig Jungen hat ein tückischer Zufall gefällt", schrieb das „Sport-Tagblatt“ und ergänzte: "So wie er es lebte, ist das Leben lebenswert."[1]
 
Quellen
Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1932. 1. Teil, S. 1143

Literatur
Alexander Juraske: Case Study: Der First Vienna Football Club 1894 und seine jüdischen Funktionäre. In: Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/ Georg Spitaler(Hg.): Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938, Berlin 2018
Alexander Juraske: "Blau-Gelb ist mein Herz". Die Geschichte des First Vienna Football Club 1894. Promedia: Wien 2017
Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. Band 2: L-R, Amalthea: Wien 2016

Einzelnachweis
Sport-Tagblatt, 7. 5. 1936, S. 4

Im Rahmen einer Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus ist dieser Text auch auf Wien Geschichte wiki erschienen.