Zsigo Wertheimer

Geburtsdatum: unbekannt

Religionsbekenntnis: Mosaisch

Beruf:
unbekannt

Vereine als Funktionär:
Schwimmklub Hakoah, Beisitzer
1937
Schwimmklub Hakoah
1934 Sportlicher Leiter
Schwimmklub Hakoah, Sektionsleiter/Schwimmwart/Sprungwart
1930 Schwimmwart
Schwimmklub Hakoah, Vorstandsmitglied
1936

Biografie:

Zsigo Wertheimer *16. Jänner 1897, † 18. März 1965 New York (USA), Schwimmlehrer und -trainer, Sportfunktionär

4., Rienößlgasse 13

Zsigo Wertheimer war ein vielseitiger Sportler: Schon vor dem Ersten Weltkrieg betrieb er Leichtathletik, spielte Fußball und Hockey. Prägend für sein Leben wurde aber der Schwimmsport, den er als Aktiver ausübte, vor allem aber als Lehrer und Trainer weiterentwickelte. Nach Ende des Ersten Weltkriegs organisierte er die Schwimmsektion des SC Hakoah neu, er war einige Zeit Sektionsleiter, vor allem aber Trainer der erfolgreichen Hakoah-Schwimmerinnen. Die von Wertheimer trainierten Athletinnen schwammen zu zahlreichen österreichische Meistertitel und Landesrekorde. Darüber hinaus errangen sie Siege bei den internationalen jüdischen Turn- und Sportfesten "Maccabiaden", gewannen Medaillen bei Europameisterschaften und nahmen an Olympischen Spielen teil. Den Start 1936 in Berlin verweigerten sie allerdings wegen der nationalsozialistischen Judenpolitik.
Eine der erfolgreichsten der Hakoah-Schwimmerinnen war Hedy Bienenfeld, die Wertheimer am 27. April 1930 heiratete. "Hoffentlich bleibt sie auch weiterhin dem österreichischen Schwimmsport erhalten, für dessen Farben sie schon so manchen schönen Sieg errungen hat", schrieb das "Neue Wiener Journal".[1]

Die sportlichen Erfolge waren auch eine gute Werbung für seine Schwimmschule, die Wertheimer an zwei Standorten betrieb: Im Sommer im "Strand- und Sportbad Werzer" in Pörtschach am Wörthersee, den Rest des Jahres im Wiener Dianabad.

Nach dem "Anschluss" gelang Wertheimer und Bienenfeld mit Hilde des ehemaligen Hakoah-Funktionärs Valentin Rosenfeld die Flucht nach London. Von dort emigrierten sie in die USA, wo sie in New York und Florida lebten. 1952 erhielt Zsigo Wertheimer (wie auch Hedy Bienenfeld) die amerikanische Staatsbürgerschaft. In den 1960er-Jahren kehrten die beiden nach Wien zurück.
 
Quellen
Sport-Tagblatt, 16. 4. 1930, S. 7; 12.12.1934, S. 5; 7. 12. 1936, S. 6; 17. 12. 1937, S. 7
U.S. District Court, Brooklyn, Kings, New York, Index to Naturalization Petitions of the United States District Court for the Eastern District of New York, 1865-1957, NARA microfilm publication 1164, roll 138
Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, 1936. 1. Teil, S. 1451

Literatur
Bernhard Hachleitner Matthias Marschik/Georg Spitaler (Hg.): Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938, Berlin: de Gruyter 2018
Vida Bakondy: Montagen der Vergangenheit. Flucht, Exil und Holocaust in den Fotoalben der Wiener Hakoah-Schwimmerin Fritzi Löwy. Göttingen: Wallstein-Verlag, S. 75.
Karen Propp: The Danube Maidens. Hakoah’s Swim Team in the 1920s and 1930. In: Susanne Helene Betz/Monika Löscher/Pia Schölnberger (Hg.): "...Mehr als ein Sportverein". 100 Jahre Hakoah Wien 1909-2009, Innsbruck/Wien/Bozen 2009, S. 81-93.

Weblink
Karen Propp: Swimmers Against the Tide. In: Lilith, Summer 2011, https://www.lilith.org/articles/swimmers-against-the-tide/

Einzelnachweis
[1] Neues Wiener Journal, 29. 4. 1930, S. 13

Im Rahmen einer Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus ist dieser Text auch auf Wien Geschichte wiki erschienen.