Arthur Baar

Geburtsdatum: Montag, 31 März, 1890

Religionsbekenntnis: Mosaisch

Geburtsort:
Wien, Österreich
(Wien, Österreich-Ungarn)

Beruf:
Kaufmann

Vereine als Funktionär:
SC Hakoah, Vizepräsident /Präsident-Stellvertreter
1920-1922
SK Hasmonea, Beisitzer
1931

Biografie:

Arthur Baar, *31. März 1890 Wien, † 1984, Israel, Sportfunktionär, Fußballtrainer, Kaufmann

In seiner Jugend spielte Arthur Baar bei mehreren Wiener Vereinen Fußball: beim Athletic Club Sparta, dem Akademischen Sportklub und von 1909 bis 1911 beim neu gegründeten SC Hakoah. Mit der Hakoah blieb Baar zeit seines Lebens eng verbunden, von 1920 bis 1923 war er Vizepräsident des zionistischen Sportvereins. Sein Hauptinteresse galt dem Fußball: Ab 1917 als Leiter der Fußballsektion tätig, hatte Baar großen Anteil an den sportlichen Erfolgen des Vereins – mit dem Gewinn der ersten österreichischen Profimeisterschaft in der Saison 1924/1925 als Krönung. Zum – auch innerhalb der zionistischen Bewegung heftig umstrittenen – Profisport zeigte Baar einen pragmatischen Zugang: "Ich weiß, daß die Theoretiker und Ideologen in den Kaffeehäusern den Gedanken eines jüdischen Berufsspielertums als dem Wesen der jüdischen Körpersportbewegung fremd betrachten. Auch ich sage, daß die Idee des Muskeljudentums die Erscheinung des Professionalismus theoretisch nicht verträgt." (Wiener Morgenzeitung, 10. 8. 1924, S. 14) Doch in der Praxis sei die Teilnahme am Profibetrieb unersetzbar, wenn es gelte, den Davidstern "in der ganzen Welt" repräsentieren zu können. Das tat die Hakoah-Fußballmannschaft auch mit ihren ausführlichen Auslandstourneen, die sie nicht nur in viele europäische Länder, sondern auch nach Palästina und in die USA führten.

Neben seiner Funktion bei der Hakoah hatte Baar beim SK Hasmoneah, einem kleineren jüdischen Sportverein, zu Beginn der 1930er-Jahre als Beisitzer ebenfalls eine offizielle Funktion inne. Betreiber des Sporthauses "Stadion" Baar war im Sportbereich aber nicht nur als Aktiver und Funktionär tätig: Gemeinsam mit Hugo Meisl gab Baar ab ab 1. Jänner 1919 das "Neue Wiener Sportblatt" heraus. Im Mai 1921 zog sich Meisl zurück, Ende 1921 stellte die Zeitung ihr Erscheinen ein. Längere Lebensdauer war dem Sporthaus "Stadion" beschieden, eine 1926 begründeten Firma, die Baar mit wechselnden Partnern, darunter wieder Hugo Meisl, betrieb. Ursprünglich ein Unternehmen für "fabriksmäßige Erzeugung von Sportwaren aller Art", wandelte sich das Geschäftsfeld im Jahr 1929 von der Herstellung zum Verkauf von Sportartikeln.

Nach der Annexion Österreichs wurde die Firma arisiert, am 16. März 1939 aus dem Handelsregister gestrichen. Flucht nach Palästina Auch die Hakoah wurde nach dem "Anschluss" zwangsweise aufgelöst. Arthur Baar konnte am 15. August 1938 über Triest nach Palästina flüchten. Eine Konstante blieb in seinem Leben: Der Fußball. Baar baute in den Folgejahren die Fußballsektion des Sportvereins Hapoel Ramat Gan auf. 1945 wurde er von der britischen Besatzungsmacht mit der Zusammenstellung einer Auswahlmannschaft betraut. Von 1948 bis 1954 war Baar Teamchef der israelischen Fußballnationalmannschaft. Zudem betätigte er sich publizistisch und gab 1959 das Buch "50 Jahre Hakoah" heraus.

Quellen

WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Arthur Baar
WStLA, Handeslregister A 59/76a: Stadion Sportartikel OeStA/AdR E-uReang VVSt VA Buchstabe B 30861: Vermögensanmeldung Arthur Baar
Landespolizeidirektion Wien, Vereinsakt des SC Hakaoh
International Jewish Sports Hall of Fame

Literatur
Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/Spitaler Georg [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938. Berlin/Boston: de Gruyter 2019
David Forster/Georg Spitaler: „Judenfreier“ Fußballsport in der "Ostmark". Die Verfolgung und Ermordung jüdischer Spieler und Funktionäre. In: David Forster/Jakob Rosenberg/ Georg Spitaler [Hg.]: Fußball unterm Hakenkreuz in der „Ostmark“. Göttingen: Die Werkstatt 2014, S. 48-68, hier S. 52.
Andreas Hafer/Wolfgang Hafer: Hugo Meisl oder die Erfindung des modernen Fußballs. Göttingen: Die Werkstatt 2007
John Bunzl [Hg.]: Hoppauf Hakoah! Jüdischer Sport in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Junius Verlag 1987
Arthur Baar: 50 Jahre Hakoah. Tel Aviv (u.A.): Eigenverlag 1959
Ignaz Hermann Körner: Lexikon jüdischer Sportler in Wien 1900-1938. Herausgegeben von Marcus G. Patka. Wien: Mandelbaum Verlag 2008, S. 14f.

Im Rahmen einer Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus ist dieser Text auch auf Wien Geschichte wiki erschienen.