Siegfried (Fred William) Baltaxe

Geburtsdatum: Freitag, 13 Oktober, 1893

Religionsbekenntnis: Mosaisch

Geburtsort:
Wien, Österreich
(Wien, Österreich-Ungarn)

Beruf:
Kaufmann

Vereine als Funktionär:
SC Hakoah, Vizepräsident /Präsident-Stellvertreter
ab Dezember 1925

Biografie:

Siegfried (Fred William) Baltaxe, * 13. Oktober 1893 Wien, † Jänner 1956 Ohio (USA), Unternehmer, Sportfunktionär

Siegfried "Fritz" Baltaxe wuchs in Wien als Sohn des Textilunternehmers Wilhelm Baltaxe auf. Nach dem Rückzug des Vaters aus dem Unternehmen übernahm Siegfried gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard die Geschäftsführung der Firma, der unter anderem in der Liniengasse im sechsten Bezirk eine Textilfärberei und in der Mariahilfer Straße eine Gemischtwarenhandlung betrieb.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit war Siegfried Baltaxe als Sportfunktonär aktiv. Nach dem Ersten Weltkrieg trat er dem SC [[Hakoah]] bei, wurde bald Vorstandsmitglied und war ab Dezember 1923 Vizepräsident des jüdischen Sportvereins und später auch Leiter der Fußballsektion. Beim Spiel der Hakoah in London im September 1923 gegen West-Ham United, das mit einem sensationellen 5:0-Sieg der Hakoah endete, gehörte Baltaxe der Wiener Delegation an.

Baltaxe hatte auch verschiedene Verbandsfunktionen inne: Er war Obmann des Spielausschusses der ersten Klasse sowie Mitglied im Vorstand und dem Exekutivkomitee des Wiener Fußball-Verbands. Als Vertreter der "Nichtamateurligen" gehörte er außerdem dem Vorstand des Österreichischen Fußballbunds an. in dieser Funktion vertrat Baltaxe den österreichischen Fußball auch auf internationalen Tagungen, so beim FIFA-Kongress am 25. Mai 1925 in Prag. Dort ging es um die Frage, wie Amateur- und Profifußball international geregelt werden sollten. Ein für Österreich, dem ersten Land außerhalb Großbritanniens den Profifußball eingeführt hatte, entscheidende Frage. Baltaxe konnte nach dem Kongress die Konsenslösung verkünden: Jedes Land dürfe eigenständig darüber entscheiden, ob es Profifußball erlaube oder nicht.

Knapp ein Jahr später legte Siegfried Baltaxe seine Verbandsfunktion zurück und begründete diesen Schritt mit beruflicher Überlastung. Funktionär der Hakoah blieb er dennoch. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland wurde die Hakoah aufgelöst. Siegfried Baltaxe gelang die Flucht vor der Judenverfolgung, der Weg führte über Budapest nach Jugoslawien. In Zagreb wurde Siegfried, seiner Ehefrau Margarete und ihrem jüngsten Sohn Georg ein Reisepass ausgestellt. Über Dubrovnik gelangten sie nach Frankreich und über Le Havre weiter nach New York. Von dort ging es nach Ohio, wo bereits Baltaxes Tochter Susanne lebte. Im Zuge des Antrags auf amerikanische Staatsbürgerschaft änderte er seinen Namen auf „Fred William Baltaxe“. Im Jänner 1956 starb Fred Baltaxe in Ohio.
 

Quellen
Bundespolizeidirektion Wien, Vereinspolizei: Vereinsakt SC Hakoah
National Archives, New York, New York, United States, NARA microfilm publication T715, New York Passenger and Crew Lists
OeStA, AdR E-uReang VVSt, VA Buchstabe B 8042
United States Social Security Death Index, Fred Baltaxe, Jan 1956; U.S. Social Security Administration, Death Master File, database, Alexandria, Virginia: National Technical Information Service
WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Siegfried Baltaxe
WStLA, Einzelstück 2.3.3.B76.48.214 - A 48/214
WStLA, Einzelstück 2.3.3.B76.59.234 - A 59/234
Amtliche Nachrichten des Österreichischen Fußballbundes
Sport-Tagblatt, 15. 1. 1925, S. 4
Wiener Morgenzeitung, 6. 9. 1923, S. 4; 30. 3. 1925, S. 3
Wiener Zeitung, 15. 9. 1925, S. 10; 27. 6. 1930, S. 16
 
Literatur
Ignaz Hermann Körner: Lexikon jüdischer Sportler in Wien 1900-1938. Herausgeg. von Marcus G. Patka. Wien: Mandelbaum Verlag 2008, S. 38

Im Rahmen einer Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus ist dieser Text auch auf Wien Geschichte wiki erschienen.