Dr. Julius Deutsch

Biografie:

Julius Deutsch ist in der österreichischen Öffentlichkeit vor allem als Obmann des Republikanischen Schutzbundes (ab 1923) und durch seine Rolle im Februar 1934 in Erinnerung geblieben. Der Nationalratsabgeordnete und ehemalige Staatssekretär war in den Jahren bis zum Bürgerkrieg aber auch einer der führenden Arbeitersportfunktionäre. Anfang 1924 sollte er zum Vorsitzenden der Zentralstelle der Arbeiter-Turnvereine Österreichs gewählt werden, 1926 übernahm er als Schutzbundobmann auch den Vorsitz des ASKÖ, im Jahr darauf wurde er zu einem der beiden Präsidenten der Sozialistischen Arbeiter- Sportinternationale (SASI) gewählt. Deutsch spielte durch seine theoretischen Texte zu Fragen von Sport und Politik sowie als Mitorganisator des Arbeiter- Turn- und Sportfestes 1926 und vor allem der Arbeitersportolympiade 1931 eine zentrale Rolle im Wiener ArbeiterInnensport. 1884 in der westungarischen Provinz in eine jüdischen Familie geboren, die früh nach Wien übersiedelte, war Deutsch bereits als junger Mann 1905 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten und in den Jahren danach lange konfessionslos. Der Sozialdemokrat versuchte Zeit seines Lebens öffentliche Auseinandersetzungen zu Fragen von jüdischer Differenz zu vermeiden.
 
aus: Sportfunktionäre und jüdische Differenz, S. 191-193.