Edgar Fried

Geburtsdatum: Montag, 22 Januar, 1894

Religionsbekenntnis: Mosaisch

Geburtsort:
Wien, Österreich
(Wien, Österreich Ungarn)

Beruf:
Dolmetscher, Sportlehrer, Bankbeamter

Vereine als Funktionär:
Hauptverband für Körpersport
1932
Leichtathletikverband, Schriftführer
1915, 1916
Leichtathletikverband, Sonstiges
Sportwart 1929, 12/1929, 1930, 1932, 12/1934,
ÖOC, Verbandsdelegierter
kooptiert, 1934
WAF, Präsidiumsmitglied

Biografie:

Edgar Fried wuchs in Wien auf, wo er als Jugendlicher begann, Leichtathletik zu betreiben. Als Mittelstreckenläufer wurde Fried im Jahr 1915 österreichischer Meister über 800 und 1.500 Meter, ein Jahr später abermals über 800 Meter. Aus einer jüdischen Familie stammend, konvertierte er bereits 1912, als 18-jähriger Student, zum Protestantismus[1].

Beruflich war Fried bis 1938 als Bankbeamter und Sportlehrer tätig. Nach seiner Karriere als aktiver Sportler wurde die Arbeit als Sportfunktionär bestimmend für weite Perioden seines Lebens. So war er beim Wiener Association Football-Club (WAF) − für den er auch als Läufer startete − Sektionsleiter für Leichtathletik und Verbandsdelegierter. In diese Zeit fällt der Versuch, beim WAF einen Arierparagrafen zu installieren, damit der Verein mit einer Million an "deutschnationalen Parteigeldern unterstützt"[2] werde.Die zionistische "Wiener Morgenzeitung" kommentierte: "Die Leichtathleten unternahmen wie schon so oft unter der Führung des getauften Juden Fried einen antisemitischen Vorstoß. Herr Fried will anscheinend der einzige Jude bei den Hütteldorfern sein und so verlangte er die Einführung des Arierparagraphen."[3]

Ab den 1930er Jahren verlagerte Fried seine Aktivitäten stärker auf die Verbandsebene: 1932 wurde er Mitglied im Österreichischen Hauptverband für Körpersport. 1936 wählte man ihn zum Referenten für die österreichische Strecke des Fackel-Staffellaufes "Olympia-Berlin". Fried absolvierte auch die letzten Meter mit der olympischen Fackel auf österreichischem Boden. Die Veranstaltung wurde vor allem in Wien von den Nationalsozialisten zu antisemitischen Agitationen und einer Kundgebung gegen die österreichische Regierung genutzt. Flucht und Verfolgung Nach dem "Anschluss" wurde Fried mit dem antijüdischen Terror konfrontiert. Im September1939 floh er nach Budapest und weiter nach Südosteuropa. In der Folge wurde Fried in diversen Lagern in Jugoslawien und Griechenland inhaftiert und am 3. April 1943 nach Auschwitz deportiert. Später war er im Konzentrationslager Sachsenhausen und ab November 1944 in Dachau. 1945 wurde Edgar Fried im Außenlager Kaufering befreit.
Nach der Rückkehr: Generalsekretär des ÖOC
Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft kehrte er nach Wien zurück. Am 11. November 1946 wurde Edgar Fried Honorar-Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees und blieb mehr als 25 Jahre in dieser Position. Erst 1972, nach den Olympischen Spielen von München, trat der mittlerweile 78-Jährige zurück. 1983 wurde ihm der Olympische Orden in Silber verliehen, die Überreichung erfolgte durch IOC-Präsident Samaranch am 13. Jänner 1984 in Innsbruck. Von 1961 bis 1981 war Fried zudem Präsident des Österreichischen Verbands für Modernen Fünfkampf.

Quellen
WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Edgar Fried IKG 1912/40, Austritte aus der IKG 1868−1914 Fried Edgar, geb 22. 1. 1894, Student, Austritt 1912, Wien Q0191 .
OeStA/AdR E-uReang VVSt VA Buchstabe F 4334: Vermögensameldung Edgar Fried Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Opferfürsorgeakt Edgar Fried

Literatur
Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin/Boston: De Gruyter 2018
Michael Wenzel: Die Olympische Bewegung in Österreich − ein historischer Beitrag aus sportlicher und struktureller Sicht im Sinne der Olympischen Idee. Wien: Dipl. Arv., Univ. Wien 2013
Erwin Roth [Hg.]: Olympische Momentaufnahmen 1894−2008. 100 Jahre ÖOC. Wien: ÖOC 2008
Ignaz Hermann Körner: Lexikon jüdischer Sportler in Wien 1900−1938. Herausgegeben von Marcus G. Patka. Wien: Mandelbaum Verlag 2008, S. 49
70. Geburtstag von Edgar Fried. In: Historischer Rückblick der Rathauskorrespondenz, 20.1.1964 [Stand: 31.08.2018]

Einzelnachweise
(1) IKG Wien, 1912/40, Austritte aus der IKG 1868–1914 Fried Edgar, geb 22. 1. 1894, Student, Austritt 1912, Wien Q0191
(2) Illustriertes Sportblatt, 29.10.1921, S. 6
(3) Wiener Morgenzeitung, 28.01.1923, S. 13

Im Rahmen einer Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus ist dieser Text auch auf Wien Geschichte wiki erschienen.