Dr. Willy Meisl

Geburtsdatum: Donnerstag, 26 Dezember, 1895

Religionsbekenntnis: unbekannt

Beruf:
unbekannt

Vereine als Funktionär:
Austria, Sektionsleiter/Schwimmwart/Sprungwart

Biografie:

Wilhelm Meisl, * 26. Dezember 1895 Wien, † 12. Juni 1968 Lugano, Schweiz, Sportler, Trainer, Sportjournalist, Sportfunktionär.
Biographie

Wilhelm "Willy" Meisl wuchs in Wien auf und kam bald mit Fußball in Kontakt − wohl inspiriert durch seinen älteren Bruder Hugo Meisl, den späteren Teamchef des "Wunderteams" in den Jahren 1931 bis 1933. In den ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg spielte er als Tormann und Kapitän beim Wiener Amateur-Sportverein, dem Vorläufer des Fußballklubs Austria. Von Hugo Meisl wurde er für das Spiel gegen Ungarn am 2. Mai 1920 ins Team berufen − es blieb sein einziger Länderspieleinsatz. Nebenbei war Willy Meisl auch Tennisspieler, Boxer, Schwimmer und Wasserballspieler. Beim Amateur-Sportverein war Meisl zudem als Leiter der Fußballsektion tätig.
Nach dem Abschluss seines Jus-Studiums im Jahr 1922 begann Willy Meisl seine Journalistenlaufbahn, vorerst in Wien. Aber bereits im März 1923 schied er aus der Redaktion des "Sport-Tagblatts" aus und ging nach Schweden, wo er bei dem Fußballklub Hammarby als Trainer und bei "Dagens Nyheter", der größten Tageszeitung Skandinaviens, als Sportredakteur tätig war. Zum Star der internationalen Sportjournalistik wurde Meisl durch seine Reportagen von den Olympischen Spielen 1924 in Paris.
Von Schweden führte ihn sein Weg nach Berlin, wo er von 1924 bis 1933 für die renommierte liberale Tagezeitung "Vossische Zeitung" arbeitete, bald als leitender Sportredakteur. Parallel dazu schrieb er für andere Blätter, etwa den "Kicker" oder die "BZ am Mittag" und veröffentlichte Sportbücher. Noch im April 1933 − nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten − gelang es Meisl, in der "Vossischen Zeitung" einen großen Artikel unterzubringen, der die Leistungen jüdischer Sportler pries: "Von 'Danny' Mendoza bis Carr"[1].
Im Jänner 1934 flüchtete Willy Meisl nach England. Er setzte seine Arbeit als Sportjournalist fort, unter anderem bei "Worlds Sports", der offiziellen Zeitschrift des britischen Olympischen Komitees und als Korrespondent mehrerer Zeitungen. Außerdem wurde er Generalsekretär des jüdischen Sportverbandes Maccabi International. Im Zweiten Weltkrieg diente Meisl in der britischen Armee. Nach Kriegsende kehrte er wieder zu seiner Tätigkeit als Sportjournalist zurück − in England, der Schweiz und Deutschland.
Sein im Jahr 1955 erschienenes Buch "Soccer Revolution" gilt als Meisterwerk, das historische Entwicklungen mit aktuellen Fragen des Fußballsports verknüpfte. "World Sports" nannte Meisl in den Ankündigungen seiner Beiträge – unwidersprochen – "The World's No. 1 Soccer Critic". Er blieb Zeit seines Lebens an Fragen des Sports interessiert.
Wilhelm Meisl verstarb 1968 in Lugano an Krebs.

Quellen
Pierre Gildesgame Maccabi Sports Museum, Ramat Gan, Israel: Maccabi Austria Files
Willy Meisl: Von "Danny" Mendoza bis Carr. In: Vossische Zeitung, 18.04.1933, S. 14

Literatur
Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin: De Gruyter Oldenbourg 2018
Andreas Hafer / Wolfgang Hafer: Hugo Meisl oder die Erfindung des modernen Fußballs. Eine Biographie. Göttingen: Werkstatt 2007
Erik Eggers: Willy Meisl. Der "König der Sportjournalisten". In: Dietrich Schulze-Marmeling [Hg.]: Davidstern und Lederball. Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball. Göttingen: Werkstatt 2003, S. 288−299

Link
http://www.jewishsports.net/BioPages/WillyMeisl.htm
de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Meisl
 

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