Hugo Meisl

Geburtsdatum: Mittwoch, 16 November, 1881

Religionsbekenntnis: Mosaisch

Beruf:
Bankbeamter, Schriftsteller

Vereine als Funktionär:
ÖFB, Sonstiges
Bundeskapitän und internationaler Sekretär, Generalsekretär (1930), Bundeskapitän (7. 6. 1931), Bundesspielführer (1935)
WFV, Sonstiges
Verbandskapitän 1926-1937

Biografie:

Hugo Meisl wurde 1881 in Maleschau (Malešov) geboren, als er 12 Jahre alt war, zog die Familie nach Wien. Nach der Handelsschule führte ihn die Ausbildung zum Bankbeamten unter anderem nach Triest und Paris. Nicht zuletzt durch diese Auslandsaufenthalte sprach Meisl neben Deutsch und Tschechisch auch perfekt Italienisch, Französisch und Englisch, weitere Sprachen wie Schwedisch, Spanisch und Holländisch beherrschte er fließend. Ab 1905 hatte er eine Festanstellung als Bankbeamter, die er bis 1925 ausübte. Er wohnte bis zu seinem Tod im Karl-Marx-Hof.
Zwar litt seine Begeisterung für den Fußball unter den Anforderungen des Berufes. Dennoch machte er auch im Sport als Spieler, Schiedsrichter, Trainer und Funktionär Karriere. Ab 1895 spielte er für den Vienna Cricket and Football-Club. Bald agierte er zudem als Schiedsrichter, er leitete unter anderem 16 Länderspiele, auch bei den Olympischen Spielen 1912 war er im Einsatz. Ab 1904 saß er im Vorstand des First Vienna Football Clubs, ab 1907 arbeitete er im Dienste des Fußball-Verbandes, vor allem als dessen Vertreter bei der FIFA, 1910 war er Gründungsmitglied der Wiener Amateure. Seine Laufbahn als Trainer begann er 1912 bei den Wiener Amateuren, schon ab 1913 arbeitete er jedoch als Verbandstrainer der österreichischen Nationalmannschaft, die er mit einer Unterbrechung durch den Krieg bis 1937 trainierte. Hugo Meisl war ein paradigmatischer Repräsentant eines assimilationswilligen, liberalen jüdischen Bürgertums.
Im Ersten Weltkrieg war Meisl als Offizier an der Isonzofront im Einsatz. Danach widmete er sich nur mehr dem Fußball, dessen Entwicklung er zwischen 1918 und 1937 in mehrfacher Hinsicht entscheidend prägte. Das gilt zum ersten für die von Meisl massiv forcierte Professionalisierung des Fußballsportes in Wien, aber auch in Europa, wobei er mit der Einführung einer Profiliga in Wien 1924 klare Akzente setzte. Zweitens gilt das für die Etablierung internationaler Bewerbe, sowohl des Mitropapokals für Klubmannschaften wie des Europapokals für Nationalteams. Drittens bestimmte er als Trainer die Erfolge des österreichischen Fußball-Nationalteams. In diese Periode fällt mit dem Wunderteam das Wirken der erfolgreichsten Mannschaft in der Geschichte der Nationalelf. Und viertens setzte er als FIFA-Funktionär wichtige Schritte für das europäische Fußballgeschehen. Daneben war Meisl immer auch sportjournalistisch tätig, unter anderem als Gründer der „Neuen Wiener Sportzeitung“. Er verstarb mit 55 Jahren am Schreibtisch in seinem Büro an einem Herzschlag. Er wurde nach mosaischem Ritus in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Literatur:
Robert Franta/Wolfgang Weisgram: Ein rundes Leben. Hugo Meisl - Goldgräber des Fußballs. Wien 2005
Andreas Hafer/Wolfgang Hafer: Hugo Meisl oder die Erfindung des modernen Fußballs. Göttingen 2007
Andreas Hafer/Wolfgang Hafer: Bundeskapitän und „un des prinicpaux journalistes sportifs“. Hugo Meisl (1881-1937). In: Matthias Marschik/Rudolf Müllner (Hg.), „Sind's froh, dass Sie zu Hause geblieben sind“. Mediatisierung des Sports in Österreich. Göttingen 2010, 199ff.