Wilhelm "Willy" Kurtz

Geburtsdatum: Freitag, 20 August, 1897

Religionsbekenntnis: Mosaisch, Protestantisch

Nationalsozialismus:
Beruf:
Kunsthändler

Mitgliedschaften:
Heimwehr

Vereine als Funktionär:
Austria, Sonstiges
Hauptordner Austria 1926
Austria, Vorstandsmitglied
1925, 1926 (noch Amateure), sieh Zeitungsmeldungen in Excel
Österreichische Motorrennfahrer-Vereinigung, Sonstiges
Schiedsrichter 1927, 1938
Österreichischer Amateur-Boxverband, Schriftführer
1920
Verband der Faustkämpfer, Unbekannt
1923
WFV, Beisitzer
1937
WFV, Sonstiges
Rechnungsprüfer 1928

Biografie:

Wilhelm Kurtz, * 20. August Linz, 1897, † 9. Dezember 1942, Auschwitz, Kunsthändler, Boxer, Sportfunktionär, Heimwehr-Funktionär

7., Kellermanngasse 8

Wilhelm "Willy" Kurtz wurde in Linz geboren, wuchs aber bereits in Wien, wo sein Vater Isidor die Juwelierstochter Berta Herzl geheiratet hatten. Im Jahr 1921 erwarb Berta Kurtz das Haus in der Kellermanngasse 8 im 7. Bezirk, in dem auch Willy Kurtz wohnte. Im Jahr 1922 konvertierte der aus Linz stammende Kurtz gleichzeitig mit seinen Eltern und Geschwistern vom Judentum zum Protestantismus. Willy Kurtz betrieb eine Kunsthandlung in der Weihburggasse im Ersten Wiener Bezirk, 1935 wurde er zum Kommerzialrat ernannt. Politisch stand Kurtz weit rechts, er gehörte der Heimwehr an.
Als Boxer gewann Kurtz mehrmals den österreichischen Staatsmeistertitel, daneben nahm er an Schwimmwettkämpfen teil. Wie viele andere Boxer war er schon während seiner sportlichen Karriere auch als Ringrichter und Funktionär tätig. Will Kurtz gehörte in mehreren der mitunter kurzlebigen Boxverbände zu den Vorstandsmitgliedern, war unter anderem im Jahr 1920 Gründungspräsident des österreichischen Boxverbandes. Nach einer Auseinandersetzung im Amateurverband wechselte er zu den Professionals, wo er sich im Jänner 1924 aber wieder zurückzog. Parallel dazu war Kurtz auch im Fußball – beim FK Austria und im Wiener Fußball-Verband – sowie im Motorradrennsport als Funktionär tätig. Im Austrofaschismus agierte Kurtz für einige Zeit als vom "Obersten Sportführer" Starhemberg eingesetzter Verwalter des Berufsboxverbandes. Noch im Jänner 1938 leitete Willy Kurtz die Neuwahl des Vorstandes der "Österreichischen Motorennfahrvereinigung".

Opfer des Holocaust
Wilhelm "Willy" Kurtz war eine beeindruckende Erscheinung: Über einen Meter neunzig groß, brachte der muskelbepackte Schwergewichtsboxer knapp 100 Kilogramm auf die Waage. Zur Zeit seiner aktiven Karriere von Zeitungen als "Kritzendorfer Riese" oder „unser riesiger Amateur-Schwergewichtler“ bezeichnet, bildete er eine offensichtliche Antithese zum antisemitischen Stereotyp des körperlich schwachen Juden. Das schütze ihn nicht vor der Verfolgung durch den Nationalsozialismus. Wenige Tage nach dem ‚Anschluss‘ wurde er festgenommen, mit dem "Prominententransport" am 2. April in das KZ Dachau eingewiesen, Häftlingskategorie "Schutzhaft – Jude". Sein Mithäftling [[Maximilian Reich]], der mit Kurz gut befreundet gewesen war, schreibt, dass er in Dachau kaum mehr Kontakt zu ihm hatte, weil dieser fast ausschließlich mit seinen Heimwehrfreunden kommunizierte. Später wurde Kurtz von Dachau in das KZ Buchenwald verlegt und von dort am 16. Oktober 1942 nach Auschwitz überstellt, wo er knapp zwei Monate später ums Leben kam.
 
Quellen
WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Wilhelm Kurtz
OeStA/AdR HBbBuT BMfHuV Präs Auszeichanträge Kurtz Wilhelm Zl. 16236/1935 Kt. 344 Kurtz, Wilhelm, 1935
OeStA/AdR E-uReang VVSt VA Buchstabe K 66438 Kurtz, Willi, 20.8.1897, 1938-1945. Verzeichnis über das Vermögen von Juden.
Bundespolizeidirektion Wien, Vereinspolizei, Vereinsakt Fußball-Klub Austria, Bekanntgabe der bei der Hauptversammlung des Wiener Fußball-Verbandes am 25. Februar 1928 gewählten Vorstandsmitglieder
 
Literatur
Hachleitner, Bernhard/Marschik, Matthias/Spitaler, Georg (Hg.): Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938, Berlin 2018
Lucinda Schmatz-Rieger: Haus Kellermanngasse 8. Vom Verschwinden der BewohnerInnen, in: Botz, Gerhard/Dusek, Peter/Lajczak, Martina (Hg.): „Opfer“-/„Täter“-Familiengeschichten. Erkundungen zu Nationalsozialismus, Verfolgung, Krieg und Nachkrieg in Österreich und seinem europäischen Umfeld. Wien 2014, S. 107–144.
Maximilian Reich/ Emilie Reich: Zweier Zeugen Mund. Verschollene Manuskripte aus 1938. Wien – Dachau– Buchenwald, Wien: Theodor Kramer Gesellschaft 2007
Ignaz Hermann Körner: Lexikon jüdischer Sportler in Wien 1900-1938. Herausgegeben von Marcus G. Patka. Wien: Mandelbaum Verlag 2008, S. 124
 
Link
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Sport-Tagblatt, 18. 1. 1922, S. 5
Sport-Tagblatt, 18. 4. 1918, S. 6


Im Rahmen einer Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus ist dieser Text auch auf Wien Geschichte wiki erschienen.