Dr. Emanuel, Michel Schwarz
Geburtsdatum: Dienstag, 8 Oktober, 1878Religionsbekenntnis: Mosaisch
Beruf:
Arzt
Vereine als Funktionär:
Austria, Geschäftsführender Vizepräsident / Obmann / Vorsitzender
n.b.
Austria, Präsident
1931-1938
WFV, Vizepräsident /Präsident-Stellvertreter
1935, 1936, 1937
Biografie:
Emanuel Schwarz studierte Medizin, arbeitete zunächst als Kurarzt und dann als praktischer Arzt mit einer vorwiegend betuchten Klientel. Auch im Ersten Weltkrieg war Schwarz als Militärarzt tätig. Schon Mitte der 1920er Jahre engagierte er sich bei den Wiener Amateuren, die er auch im Fußball-Verband vertrat, und hatte einen guten Ruf als Sportarzt. Nach der schweren Vereinskrise zu Beginn der 1930er Jahre übernahm Schwarz den FK Austria: 1931 wurde er zunächst zum geschäftsführenden Vizepräsidenten der Austria gewählt. Ein Jahr später beginnt er, nunmehr als patriarchal agierender Präsident, den Verein nach marktwirtschaftlichen Prämissen umzuformen. Der Erfolg gab ihm Recht. Zwar waren die nationalen Erfolge überschaubar, aber der FK Austria wurde 1933 und 1936 Mitropacupsieger.Mit dem „Anschluss“ wurde die Situation von Schwarz prekär. Um Frau und Sohn zu schützen und ihnen das Überleben im nationalsozialistischen Wien zu sichern, ließ sich Schwarz scheiden. Im Frühjahr 1939 gelang ihm mit Hilfe des Rechtsanwaltes Giovanni Mauro, des italienischen Fußballverbandspräsidenten, die Flucht nach Italien, und dank einer schriftlichen Einladung von FIFA-Präsident Jules Rimet die Einreise nach Frankreich. Finanzielle Unterstützung erhielt Schwarz nicht zuletzt vom Präsidenten des Schweizer Fußball-Verbandes, Jakob Schlegel. Die gute Vernetzung von Schwarz im internationalen Fußballsport war nun zu einem potenziell lebensrettenden Netz geworden.
In Frankreich war Schwarz zunächst als Masseur tätig, nach der deutschen Besetzung wurde er jedoch in der Nähe der Atlantikküste interniert. Schwarz gelang die Flucht, angeblich half ihm der Lagerkommandant, weil dieser ihn als wichtigen Wiener Fußballfunktionär kannte. Schwarz schlug sich nach Paris durch, wo er auf den ehemaligen Hakoah-Spieler Fritz Donnenfeld traf, der in der Résistance tätig gewesen war und in Paris eine Bar betrieb. Im Dezember 1945 kehrte Schwarz schließlich – auf Bitten nicht nur seiner Frau (die er nach der Rückkehr wieder heiratete), sondern auch der Wiener Ärztekammer und der Austria – nach Wien zurück und wurde bald darauf wieder Präsident der Austria, ein Amt, das er bis 1957 ausübte. Der Stil von Schwarz geriet zunehmend in die Kritik, es gab etliche Querelen in Verein und im Vorstand, eher Schwarz durch Dr. Bruno Eckerl, den „Vereinsführer“ in der NS-Zeit, abgelöst wurde, ehe mit „Joschi“ Walter und Norbert Lopper eine neue Ära der Austria begann.
Literatur:
Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/Rudolf Müllner/Johann Skocek, Ein Fußballverein aus Wien. Der FK Austria im Nationalsozialismus, Wien/Köln/Weimar 2019, 203-204
Wolfgang Maderthaner, Die lange Reise des Fußballdoktors Emanuel „Michl“ Schwarz, in: Diethelm Blecking/Lorenz Peiffer (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“. Profiteure, Widerständler und Opfer, Göttingen 2012, 124-130
Bernhard Hachleitner, Emanuel Michael Schwarz – Die Seele der Austria, in : Peter Eppel/
Bernhard Hachleitner/Werner Michael Schwarz/Georg Spitaler (Hg.), Wo die Wuchtel
fliegt. Legendäre Orte des Wiener Fußballs, Wien 2008, 74–75
Marie Samstag, Kicker unterm Hakenkreuz (2) – Die abenteuerliche Flucht des Austria-Präsidenten Dr. Emanuel „Michl“ Schwarz.